Zwei Skipper auf großer Tour übers Mittelmeer
{multithumb}{multithumb thumb_width=150 thumb_height=113}31.03. bis 01.07.2014 - Zwei Rentner rocken das Mittelmeer
Ein Törn-Bericht von Peter Degen
Das Schiff: "Indigo", ein 28 Fuß (8,65m) Langkieler vom Typ Brewing
Die Crew: Herbert Scheunemann 64 Jahre, Eigner, Skipper, Alleskönner (Allrounder)
Peter Degen 69 Jahre, Skipper, Rudergänger, Smutje, Logbuchführer, etc.
Beide Mitglieder der SKW
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Es war schon immer mein Traum einmal Wochen- und monatelang auf dem Mittelmeer zu segeln. Als Herbert mich vor einem Jahr fragte, ob ich mit ihm ein Boot von Portugal nach Rhodos überführen würde, hab ich spontan zugesagt. Auch meine Frau stimmte sofort zu: "Mit deiner Skipper-Erfahrung kannst du das, und ich werde schon alleine zurecht kommen".
Ab Oktober begann ernsthaft die Törn-Planung. Die Route musste festgelegt werden, Skype eingerichtet, der Einkaufsplan stehen und, und, und ...
Dann war es so weit. Am 31.03.2014 ging der Flieger nach Faro im Süden von Portugal. Von dort bis nach Olhao sind es knapp 15km. }{multithumb thumb_width=200 thumb_height=150} Dort lag die "Indigo" aufgebockt in der Werft und wollte erst mal seeklar gemacht werden. Da es regnete (von wegen im Süden ist es warm und sonnig), musste der Antifouling-Anstrich warten, aber es gab auch so genug zu tun. Am Freitag, 04.04. kam das Schiff ins Wasser, und am Samstag setzten wir die Segel, genau nach Herberts Anweisungen. Es war wunderbar warm, die Wellen 1m hoch, ein Schwarm Delphine begleitete uns. Doch der Traum, noch in derselben Nacht durch die Straße von Gibraltar zu segeln, zerplatzte urplötzlich wie eine Seifenblase. Ein Tampen war in die Schraube geraten. In diesem riesigen Meer mussten ausgerechnet wir ihn treffen. Also liefen wir unter Segeln Cadiz an. Kurz vorm Hafen schlief der Wind ein und wir mussten uns rein schleppen lassen. Da das Kranen über 350 € kosten sollte, stieg Herbert selbst ins 17° kalte Wasser. Gott sei Dank schaffte er es das Tampenknäuel zu lösen und zu entfernen. Wir verabschiedeten uns sofort wieder von Cadiz und segelten weiter nach Barbate. Nach insgesamt 125sm und 39Std. machten wir hier um 23:50h fest.
Nach einem Hafentag bei vorhergesagtem Nordwest 6, legten wir um 11:00h wieder mit Ziel Soto Grande ab. Es herrschte aber Ostwind; also mit Motorhilfe gegen an. Um 15:45h streikte der Motor. Herbert reparierte, das kann er gut. Trotzdem fiel der Motor immer wieder aus. Schließlich lief er nur noch mit 1200 Umdrehungen. Wir mussten nach Tarifa kreuzen. Nachts um 2:10h Groß geborgen. 200m vor der Hafeneinfahrt fiel die Motorleistung zum 4. Mal ab. Der Wind trieb uns in die Bucht auf die Mole zu. War dies das Ende? Müssten wir von Bord gehen? Schrecklicher Gedanke! Viel Zeit blieb nicht. Wir mussten not-ankern, aber der Anker hielt nicht und verschwand dann auch noch ganz samt 50m Kette, weil sie aus der Nuss gesprungen war und dadurch der Sicherungstampen abriss. Im allerletzten Moment sprang der Motor doch noch mal an, wir kamen in den Hafen und machten erst mal fest. Wir mussten dann noch 300m verholen und waren endgültig fest um 03.10h an einer Kaimauer, die uns 1,5m. überragte. So ein Mist: Anker mit Kette weg und der Motor defekt.!!
Aber das war nicht das Ende. Drei Tage blieben wir in Tarifa, einem Fährhafen im Zollgebiet, wo die Wellen der Fähren und das Pilotboot dafür sorgten, dass unsere Scheuerleiste demoliert wurde und wo die Hafengebühr von der Polizei eingezogen wurde, die dafür Herbert mit einem Polizeiauto abholte. Nachdem Herbert alles am Motor ausgetauscht und gereinigt hatte, entdeckte er, dass der Gashebel über die Welle rutschte. Das war es! Wir besorgten uns einen neuen Anker mit Kette. Vorhergesagter Wind für Freitag, den 11.04. laut wetter.com 4 Beaufort. Tatsächlich waren es 7-8 Bft. (9) aus Ost.
Am Samstag aber stimmte alles, der Wind kam mit 4-6 aus West. Bei Niedrigwasser legten wir ab und waren pünktlich bei auflaufendem Wasser in der Straße von Gibraltar. Mit 6-7kn. und 2m Welle segelten wir hindurch. Drei Tankern mussten wir ausweichen und hatten um 12:30h den Felsen von Gibraltar quer ab, großartig! Endlich um 15:45h erreichten wir Soto Grande. Das war ein toller Hafen, jetzt konnten wir nach 5 Tagen mal wieder duschen. Hier gab es "Schöne" und "Reiche", das hatte ein besonderes Flair.
Der nächste Schlag führte uns vorbei an Marbella nach Torremolinos, einem Urlaubsort. Die Hafenpromenade ist eine "Fressmeile", ein Lokal neben dem anderen. Weiter ging es nach Motril. Wir wollten lieber kleine und nicht so mondäne Häfen anlaufen. Die nächste Einkaufsmöglichkeit war 8km entfernt. Also liefen wir, nur um zu erfahren, dass Gründonnerstag hier ein hoher Feiertag ist und alle Geschäfte geschlossen sind, also querfeldein 6km wieder zurück. Gegessen haben wir dann aber doch sehr gut im Segelclub (Herbert: gegrillte Sardinen und ich Kalamares.)
In der großzügigen, modernen Marina von Adra, erbaut mit EU-Mitteln war nicht viel los. Bei Windstärke 6 legten wir mit einem guten Manöver in Almería an. Unterwegs 3m Welle 5-6(8) Bft. Almería hat eine tolle Promenade, wir konnten einkaufen, (es gab Steaks). Am Ostersonntag liefen wir zur maurischen Festung Alcazaba hoch. Wir sahen Ostermärsche und Prozessionen zur Kathedrale. Die Träger der spitzen Kapuzen erinnern an Ku-Klux-Klans, aber es ist das Büßergewand der Christen aus dem Mittelalter.
Der bislang schönste Segeltag brachte uns in 10 Std. nach Garrucha, davon 8 unter Segel mit 3-5 Bft. aus WSW. Wieder begegneten uns Delphine und am nächsten Tag auf dem Weg nach Cartagena sah Herbert einen Schwertfisch. Weiter ging es nach Torrevieja. Ruhiges Segeln bis kurz vorm Bergen der Segel, dann Böen 6-7. Weit unter Land gefahren, bei 2m Welle turnte Herbert übers Schiff und holte die Fock ein und dann das Groß. Das macht er wirklich toll, gut dass ich nicht nach vorne musste. Als alles klar war, ließ der Wind nach. So ist das beim Segeln. Ja und das Barometer war auf 1013 gefallen. Diese Hafenanlage war Extraklasse!! Der nächste Tag brachte 7(8) Windstärken, also blieben wir im Hafen.
Am Samstag hieß unser Ziel Altea. Es ging auch gut los. Mit moderatem achterlichem Wind setzten wir einen Schmetterling, machten 5-6kn. Fahrt; dann brieste der Wind auf, 4-5 Bft. auch gut. Aber um 16:05h haute eine Bö mit 8-9 Bft. in die Segel. Und die Fock zerriss! Wir schossen "in die Sonne". Herbert musste jetzt bei 2,5m Welle das Segel, oder das was davon übrig war, bergen. Harte Nummer!!! Dabei wurde der See-Zaun durchs Wasser gezogen. Eine halbe Stunde fegte der Wind uns und die "Indigo" derb durch das Wasser. Um 19:05h passierten wir endlich die Einfahrt und um 19:30h wurden wir erst mal anderthalb Stunden von der Polizei befragt. Die Papiere waren alle in Ordnung, aber sie wollten eine Quittung, dass die Versicherung tatsächlich bezahlt ist. So eine Frechheit.!!!! Beim Hafenmeister dagegen, der nur 150m entfernt war, lief alles super. Hafengebühr übrigens 14,80 €. Wir hatten nun bereits über 500sm geschafft. Einen Segelmacher gab es nur inCalpe; also dorthin mit Motor in zweieinhalb Stunden. Nach drei Tagen Warten bei Sonnenschein verabschiedeten wir uns am 30.5. von der Iberische Halbinsel und segelten mit Groß und der reparierten Fock zu den Balearen. Nach gut zwölf Stunden erreichten wir San Antonio Abad auf Ibiza.
Am 1. Mai haben wir die Nordküste Ibizas abgefahren und in jede der wunderschönen und mit bizarr geformten Felsen umschlossenen Buchten geschaut. Nach 22sm ließen wir ganz im Nordosten in der "Punta Grossa", unserer Absprungbucht nach Mallorca, den Anker fallen. Ja er hielt!! Um 16:05h war Herbert im Wasser, kalt, 18° Cel. Um 16:25h wagte ich es auch. Puh; sehr erfrischend! Urlaubswetter!
Aus dem Logbuch: Tag des Sturms
Standort morgens | Bucht "Punta Grossa" im Nordosten von Ibiza | ||
Tagesziel
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Port Andratx auf Mallorca
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Tag | 33 | Datum | Freitag 02.05.2014 |
Wetterbericht | West 3-4 | ||
Uhrzeit | Manöver/Wetter | ||
07:50 | Anker hoch | ||
08:05 | Groß hoch | ||
11:50 | Wind nimmt zu, 6-7 Bft und Welle | ||
12:00 | 7-8 Bft, 3,5-4,5m Welle | ||
13:00 | 3-4m Welle | ||
16:00 | Wetterberuhigung | ||
18:20 | Groß geborgen | ||
18:45 | Fest in Andratx mit Achterleine an einer großen Yacht (Cyclades) (Adam) sehr freundlich! | ||
Bemerkungen |
Hafengebühr 5,- €, Restaurants sehr teuer. |
Tag 34 Hafentag! Sonne, Sonne, Sonne!
Sonntags Toiletten und Duschen geschlossen.
Ein weiterer schöner Segeltag brachte uns vorbei an der Bucht von Palma de Mallorca zum Hafen Punta S'Estanyol und am nächsten Tag weiter zur herrlichen Bucht "Porto Cristo". Um 17:40h warfen wir den Anker und dann war Herbert um 18:35h im Wasser und ich um 18:45h, herrlich. Danach gab es Bratkartoffeln, Gurke und Salat, gestern hatte ich Schweinekotelett mit Salzkartoffeln gekocht. So ließ es sich gut leben.
Von Porto Christo aus, konnten wir Menorca in 11 Stunden erreichen. Wir hielten den Kurs genau auf die Südostspitze. So segelten wir an der vorgelagerten "Illa de L'Aire" mit ihrem Leuchtturm, schwarz-weiß geringelt, vorbei zur Hauptstadt Mahon, mit dem wohl größten Naturhafen der Welt. Wunderbar in einer langen Bucht gelegen, mit Wehrbefestigung, Kloster, Kirche, Plätzen und kleinen Gassen, malerisch und bildschön! Wir verbrachten den Mittwoch hier, um uns alles anzusehen.
Am 08.05. um 19:00h verließen wir die Balearen und segelten nach Sardinien. Eine Nacht mit Mondaufgang im Meer, blutrot und riesig. Nach 24 Stunden hatten wir 113sm geschafft, (am 09.05. um 10:10h dann 200sm). Nach 42 Stunden und insgesamt 223sm, davon 209 unter Segeln, erreichten wir um 13:45h Sant'Antioco, eine Insel, die durch eine Brücke mit Sardinien verbunden ist. Aber ein Polizeihafen! Viel Diskutiererei! Diesel kostete hier 2.10 €!! Dann leitete uns die Küstenwache in ihr Hafengebiet. Hier durften wir 2 Tage (nach eingehender Kontrolle) umsonst liegen. Spitze! Aber draußen herrschte mal wieder NW 6-7 (8).
Die Ruhe tat uns gut. Bevor wir nach Cagliari kamen, legten wir noch in der Marina"Perde'E Sali"(Pula) an. Keine Dusche, kein WC, kein Wlan, aber alle freundlich. Im Ort nichts los, nur Ferienhäuser. Allerdings gab es eine Pizzeria, primissima! Die Pizza aus dem Holzofen, 40cm Durchmesser für 7 €. Bestens.
Nun ging es nach Cagliari und hier habe ich zum ersten Mal die Hafenatmosphäre genossen; die Altstadt ist sehenswert, viele Fotos habe ich gemacht. Wir blieben 3 Tage, es kachelte!! Windstärke 6-8 (Böen 9/10) im Hafen.
Am 15.05 legten wir um 11:00h ab, um 14:00h zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen, wir bargen die Segel, der Wind ging auf 6-8 Bft. Wir suchten uns einen Nothafen "Marina Villasimius", 15:10h fest. Das Schiff war innen und außen nass, wir auch. Hafengeld 30 €, alles modern, aber nichts los.
Am 16.05. wagten wir die Überfahrt Richtung Sizilien. Um 7:05h warfen wir die Leinen los. Immer wieder begleiteten uns Schwärme von 20-30 Delphinen, dann zeigte sich auch noch eine Schildkröte, faszinierend. Um 20:10h mussten wir die Fock bei 3m Welle bergen. Um 22:15h stieg der Mond fantastisch aus dem Meer. Die Wellen wurden noch höher und der Wind stürmte mit 7 (8) Bft. (Ehrlich gesagt eine "Sch... fahrt"). Schließlich kamen wir am nächsten Morgen nach 145sm um 10:15h in Marettimo an. Eine kleine hübsche Insel im Ägadschen Archipel (ital. "Isola Engadi"). Hier begegneten wir zwei Südafrikanern, die in Prevezza an Bord gegangen waren und einmal um die Welt segeln wollen. Wir luden sie zum Mittagessen auf unser Schiff ein. Abends revanchierten sie sich und mit viel Seemannsgarn ging der Abend zu Ende.
Von Marettimo wollten wir nach San Vito lo Capo. 9:00h: Ablegen nicht möglich, 10:00h u.11:00h Wind und Welle, der Wetterbericht stimmt nicht und vor und hinter uns je zwei Schiffe. Wir kommen nicht raus; es hilft auch keiner!!! Freundliches Italien!!!! Herbert hat Schmerzen in der rechten Schulter und keine Kraft!
Geplante Richtung am nächsten Tag: San Vito lo Capo. Um 10:15h abgelegt. SO 4; 1m Welle, so weit so gut. Um 11:00h 2m Welle, Wind nimmt zu. 12:00h: Welle 3-4m und immer gegen an mit Motor, teils nur 2,5kn. Wir umrunden die Insel Favignana um in Landabdeckung zu bleiben, dadurch 5sm mehr, aber besserer Kurs. Dann rüber nach Trapani, wieder in den Wind, aber Gott sei Dank nur noch 3m Welle (ich habe einige Male auf diesem Törn gebetet und Gott gedankt, wenn wir wieder heil im Hafen waren). Um 16:20h fest. Ein Wellentrip!!!
Hafengebühr 25.-€ und nach 5 Tagen endlich wieder geduscht!!!!
Beim nächsten Schlag nach Terrasini erlebten wir mit viel Segelwechseln (Fock geborgen, Fock gesetzt usw.) glatte See, Windstille und Nebel ?! Naja, von Welle hatten wir echt genug, aber das? Um 18:25h mussten wir dann auch das Groß bergen. Fest um 18:45h. Da ging ein Palaver los. Der Nachbar wollte uns partout nicht neben sich haben. Da haben ihn aber die vielen zuschauenden Fischer bedrängt und so hatten wir neue Freunde gewonnen. Herbert gab ihnen ein Bier aus, das war eine Freude, lauter neue Freunde und am nächsten Morgen stand eine Kiste frisch gefangener Fisch vor der "Indigo".
Nach Palermo kamen wir nicht, der Wind war gegen uns, die Welle auch. Dafür liegt jetzt mein SKB Cap beim Cap Gallo vor der Bucht von Palermo. Danach gab es schönes, sauberes Segeln. Nach 10 Stunden machten wir in Termini Imerese fest. Keine Dusche, kein WC, kein Internet, keine Lebensmittel. Nichts!!
Nach einer Katzendusche mit dem Schlauch auf dem Kai wollten wir nach Agatha. Um 7:15h abgelegt, um 9.00h Frühstück mit Spiegeleiern. 10:05. Cefalu quer ab. Zu früh erreichten wir Agata, so beschlossen wir nach Orlando zu gehen. Dort waren wir um 19:15h, aber den einzigen freien Platz verweigerten uns die Fischer. Also ging es weiter nach Milazo, noch mal 25sm. Wir fühlten uns nun ein wenig wie Odysseus, der soll ja auch bis in diesen Teil des Mittelmeeres gekommen sein und den Nebel zum Verirren hatten wir auch, und die Stürme, die wir bereits überstanden hatten, ebenso. Na, da kann man sich alles vorstellen. Um 01:15h waren wir glücklich fest nach 18 Stunden.
Jetzt waren wir der Straße von Messina schon sehr nah. Morgens erledigten wir den dringend nötigen Einkauf, so dass wir nach vergeblichem Versuch zu tanken erst um 13:25h wegkamen. Um 13:55h setzten wir das Groß. Um 17:15h durchfuhren wir die Straße von Messina. Wir sind toll gesegelt mit 7kn. und mehr. Es war etwas stressig, hinter uns fuhr ein Frachter, nicht viel schneller als wir. Aber wir kreuzten die Schifffahrtsstraße in ordentlicher Entfernung. In den "schwierigen" Passagen hatten wir nie Probleme und es war auch diesmal ein Erlebnis, rechts und links die Küste, dazwischen wir und der Schiffsverkehr.
Am Stiefel von Italien: Der Hafen von Reggio Calabria stand voll unter Nordwindeinfall, wir legten ruhig an, aber danach gab es Wind und Schwell ohne Ende; so legten wir wieder ab und gingen hinter einen alten Fischkutter. Aus der Kaimauer ragten Nägel und unverkleidete Eisenträger. Also alles an Fendern raus, gut dass wir die schönen dicken Kugelfender hatten, dann noch eine Spring mit allen Leinen, die wir hatten. Nun wurden wir auch noch von der Polizei kontrolliert: Wir dürften nur bis morgen früh 9:00h hier liegen. Mal wieder ein Hafen ohne alles. Bella Italia kann mir gestohlen bleiben. Tatsächlich scheuchte uns die Küstenwache schon vor 8.00h weg, sonst müssten wir 300.-€ Strafe zahlen. So ein Schnsel!
Wir nehmen südlichen Kurs auf die Stiefelspitze. Um 11:45h erwischte uns ein Gewitter und dann den ganzen Tag Regen. Der geplante Hafen existierte nicht. Also entschieden wir uns für einen Hafen 45sm weiter. Nachdem wir um 15:15h so an die 10 Delphine gesichtet hatten kam für 5 Min. die Sonne raus. Sonst Regen, Regen, Regen. 19:50h fest. In Porto Delle Grazie, Roccella Ionica.
Im Ristorante aßen wir Pizza. 1/4m kostete 5,50 €, prima. Aus dem Bunkern für die Überfahrt nach Korfu wurde nichts, denn es war Sonntag! Hatten wir das nicht schon mal? Draußen war Welle und viel Wind, so wurde das Schiff auf Schäden geprüft, gereinigt, Wasser, Diesel und Öl aufgefüllt.
Am Montag legten wir schon um 6:30h Richtung Crotone ab und setzten das Groß um 6:45h. Kein Wind, sanfte lange Welle, so um 11:00h wollten wir auch die Fock setzen. Doch nun kommt Wind und noch mehr Welle. Bis 18:00h brieste es auf 7 Bft. und 3m Welle. Ich war die ganze Zeit an der Pinne; um 18:20h waren Wind und Welle weg! Um 19:00h waren wir im falschen Hafen, hier waren alle Segelboote an Land. Also legten wir noch mal ab und gingen in die richtige Marina. Herbert war ganz schön sauer. Um 19:45h hatten wir dann endgültig fest gemacht. Und, oh Wunder, hier in Crotone ist alles da: WC, Dusche, Internet. Herbert ist zufrieden! Hafengebühr am nächsten Morgen 25.-€.
Wir versuchten am Dienstag, den 27.05 weiter zu fahren nach Korfu. Aber draußen wehte es aus Nord-Ost und Nord mit 6 und 7 Bft. Also wieder rein in den Hafen. Wir versuchten es noch zweimal am nächsten Tag. Wind 3 gegen an, Motorleistung bei 1800 Umdrehungen nur 3,5kn. Errechnete Zeit bis Korfu 45-50 Std.; wir kehrten nach einer Stunde um. An den folgenden Tagen sagte der Wetterbericht 4-5 Bft. in Böen 7 und Gewitter, dabei 30° im Schatten. Wir lagen jetzt neben einem Schiff namens "August" Heimathafen Hamburg, die Crew aus Bayern, Stuttgart und England, nette Leute. Mit ihnen hockten wir zusammen, als das Gewitter abends bei zeitweise 8Bft. tobte.
Erst am Sonntag, dem 1. Juni nahmen wir bei NO 4-6 (7) Kurs auf Korfu. Es wurden anstrengende 27 Stunden mit Motor, mit Groß und Fock setzen und reinholen; mit Regen, mit Welle 2,5m von achtern und nachts Gewitter. Ich stand wieder acht Stunden mit kurzen Ablösungen an der Pinne. Erleichtert fuhren wir um 11:00h am nächsten Morgen in den Hafen von Paleokastritsa (Etmal 133sm). Es ist der einzige Hafen an Korfus Westküste, gut geschützt und malerisch gelegen, eine Bucht mit schroffen Felsen und ansteigenden Hügeln.
Die Wettervorhersage lautete 6-7Bft. in Böen 9-10. Das traf allerdings nicht ein. Aber wir genossen diesen Hafentag, sind viel gelaufen und haben im Restaurant gegessen. Spitze: Preiswert, ein riesiges Kotelett 7.50 €. Wir waren in Griechenland angekommen und ich fühlte mich wohl.
Das blieb auch in den nächsten Tagen so. Das Ionische Meer war mir vertraut. Mit 6 Kreuzschlägen kamen wir nach Gaios auf Paxos, wo wir mit Hilfe eines anderen Seglers am Kai festmachen konnten, beim ersten Mal war der Anker nicht weit genug draußen und beim Rückwärtsfahren macht die "Indigo" was sie will (Langkieler!).
Weiter nach Lefkas, das war ein schöner Segeltag, wir passierten um 16:15h die Brückendurchfahrt Lefkada, der Brückenwärter hatte auf uns gewartet. An einer alten Kaimauer in Nidri legten wir an, die Insel Skorpios (Villa von Onassis) lag uns gegenüber. In einer Taverne wo Herbert nach WLAN gefragt hatte, haben die Griechen extra für uns gegrillt. Mit Sonnenschein und einem halben Meter Welle bei wenig achterlichem Wind segelten wir vorbei an Skorpios zum Ormos Patras und legten in Messalongion im Golf von Patras an. 18:20h fest. Im Hafenbecken schwammen viele Schildkröten, 70-80 cm groß! Im wahrsten Sinne des Wortes riesig.
Nur noch 322sm bis Fanes!
Von Messalongion wollten wir nur nach Ithea, aber zuerst verbummelten wir viel Zeit, um 13:00h zogen jede Menge dunkle Wolken auf. Also schnell in den nächsten Hafen; der war voll belegt, weiter nach Triziona, auch voll; aber wir legen uns ins Päckchen mit Belgiern. 17:55h waren wir fest nach 8 Std. Fahrt. In der Marina lag eine vor Jahren gekenterte Yacht, ein Zweimaster. Traurig, dass sie nicht geborgen wird und so den Hafen gefährlich blockiert.
Um 8:15h warfen wir die Leinen los. Bis zur Marina Korinth machten wir noch mal 54sm mit wenig Westwind und Motorunterstützung. Kurz vorm Hafen kam heftiger Wind auf, 5 Bft. und Welle, so dass das Anlegemanöver schwierig war, aber nun waren wir doch schon ein eingespieltes Team und alles ging glatt. 18:20h fest.
Um 10:10h haben wir abgelegt. Wetterbericht: W 2-3, 0 Welle, 32°Cel. Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise stand bevor. Über Funk meldeten wir uns beim Kanal von Korinth an. Wir bekamen eine Warteposition zugewiesen. Um 10:35h durften wir schon hineinfahren. Wir wurden aufgefordert schneller zu fahren ... !Aber 18 PS Motor ??!! Mehr ging nicht!
Gigantisch, dieses Bauwerk aus dem 19.Jahrhundert. Es war ein großartiges Erlebnis hier hindurch zu fahren, rechts und links 70 Meter hohe Felswände. Eine Brückendurchfahrt in 42m Höhe, obwohl unser Mast nur 14m maß, hatten wir das Gefühl, wir würden nicht unter durch passen. Der Kanal ist nicht viel mehr als 20 Meter breit und 6km lang, er kann immer nur in einer Richtung befahren werden. Um 11:30h erreichten wir die Ausfahrt und legten an, um zu bezahlen. 100.-€ kostete die Durchfahrt. Es hat sich gelohnt.
Um 12:20h legten wir wieder ab, setzten das Groß um 12:40h und um 14:00h hatten wir urplötzlich 5-6 Bft. und Böen mit 7, gleichzeitig 1,5-2m Welle bis Aegina, unter Landabdeckung bargen wir die Segel und waren um 16:55h im Hafen fest. Aegina war noch genauso, wie in meiner Erinnerung, Marktstände am Hafen mit frischem Obst und Gemüse. Ein malerischer Ort, aber Duschen gab es auch hier nicht.
Aus dem Saronischen Golf kamen wir nun in die Kykladen. Die erste Insel war Kythnos. 54sm war unser heutiges Etmal mit Groß und Motor. Von 8:15h bis 20:05h waren wir unterwegs. Der Wetterbericht morgens NW 2-3, mittags NW 3-4 abends NW 2-3 und 0,5m Welle; eingetroffen nachmittags O 4-6, in Böen 7 und später 2m Welle. Das bedeutete wieder 3 Hafentage. Am Mittwoch und Donnerstag jeweils unterbrochen von Polizeibesuchen, bei denen wir angewiesen wurden, uns umzulegen, weil wir im Bereich einer ankommenden Fähre lagen. Das war ganz schön schwierig bei den Windverhältnissen. Am 12.06. legten wir uns neben ein Charterboot, überall waren hier Russen. Das Barometer war bis auf 1010 gefallen, aber die Sonne schien und so erkundeten wir diese schöne Insel.
Endlich am 14.06. hatten sich Wind und Welle gelegt. Jetzt wollten wir uns nicht mehr aufhalten lassen.
Wir legten um 7:35h ab und segelten quer durch die Inselwelt der Kykladen. Vorbei an Serifos, Sifnos, die Hafeneinfahrt von Naxos passierten wir um 18:30h. Aber wir wollten weiter. Zwischen Ios und Amorgos wurde es dunkel. Um 22:15h stieg der Mond aus dem Meer, genauso groß, rot und orange, wie um 21:00h die Sonne untergegangen war. Eine herrliche ruhige Nacht, kein Verkehr wie auf unseren anderen Nachtfahrten, wo man so viele Lichter sah, die man zuordnen musste. Am Sonntag, dem 15.06. ging die Sonne um 6:15h auf. Wir setzten die Segel und mit Motorunterstützung fuhren wir um 17:55h in den schicken Hafen von Tilos und waren um 18:05h fest. Eine schöne Dodekanesinsel mit guten Anlagen, bergig und mit schönen Buchten; aber viel haben wir nicht mehr gesehen.
Der letzte Tag auf See!!
10:00h bgelegt, 10:05h Groß raus, 11:00h Vorsegel dazu, um 15:10h sichten wir noch einmal zwei riesige Delphine. 16:10h Fanes auf Rhodos voraus. 16:15 Fock runter, 16:25h Groß geborgen. 16:40h an einem Ponton vor der Hafeneinfahrt angelegt. Suchen Hans, den neuen Eigner, der wollte uns mit einer weißen Fahne rein lotsen. Und da stand er auch. 17:00h abgelegt um in den Hafen zu fahren. Schon in der Einfahrt fahren wir uns fest auf Sand und Seegras. Schließlich schleppt uns ein Fischerboot rein. Selbst im Hafen fahren wir uns mehrmals fest, dabei sollte er eine Wassertiefe von 2,80m haben. Die "Indigo" hat 1,30m Tiefgang.
18.10h fest, endgültig fest.
Das Abenteuer war vorbei, nach 2267sm oder 4230km!!! Wir waren wieder an Land und an diesem Tag gewann Deutschland bei der WM in Brasilien 4:0 gegen Portugal.
Und wir waren pünktlich da, um unsere Frauen am nächsten Tag am Flughafen zu empfangen.
Zwei Wochen blieben wir noch auf Rhodos und genossen die grüne Insel mit all ihren Sehenswürdigkeiten. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ende