Die Suche nach dem Paradies

 

21 Segler der Segelkameradschaft Wümme chartern in der Karibik

Martinique, Saint Lucia, St. Vincent und die Grenadienen – Rauschende Palmen, das leise Plätschern des Ozeans, ein guter Wind in den Segeln und feinsten Sand unter den Füssen. So viele Strände wie das Jahr Tage hat, gibt es nur in der Karibik. Ausgelassene Lebensfreude, allgegenwärtige Rasta-Klänge und die goldene Sonne am weiten Himmel, der wie ein blaues Segel über der Karibik liegt.

Über 2 Jahre haben wir uns auf diesen Urlaub vorbereitet, geplant, geändert und zusammen vom Paradies geträumt. Drei Schiffe der Bauart Gib Sea 43 (Veronika, Laurentia und Effia) wurden gechartert und jeweils mit 7 Personen belegt.

Am 18. März ist es dann endlich soweit. Wir verlassen Rotenburg im Regen und fliegen ab Hamburg mit Zwischenstation in Paris nach Martinique. Kurz vor dem Zielflughafen Fort de France reißt die Wolkendecke auf und gibt einen traumhaften Blick auf die Insel frei. Ja, so haben wir uns das Paradies vorgestellt. Per Bustransfer geht es in rasanter Fahrt, dass die Landschaft nur so an uns vorbeifliegt, nach Le Marin im Süden der Insel, wo wir unsere Schiffe übernehmen. Da in der Karibik die Dunkelheit früh und ohne lange Dämmerung einsetzt, können wir die Inselschönheit heute noch nicht genießen. Es bleibt uns nur die Möglichkeit, unser Gepäck zu verstauen und uns einen gemütlichen Abend zu machen. Aufgrund der fehlenden allgegenwärtigen Rasta-Klänge greifen wir halt selbst zur Mundharmonika.

Pünktlich ab 4 Uhr am nächsten Morgen setzt das Hahnengeschrei ein und wird ab da auch zur festen Einrichtung (ich denke mittlerweile, dass das auch ein Grund ist, warum es in der Karibik soviel Geflügel auf der Speisekarte gibt!!!). Aber da es in der Karibik auch um 5.30 Uhr bereits hell ist, stehen wir halt auf, um den Hafen und den Ort Le Marin genauer zu erkunden und Verpflegung für den Törn zu bunkern.

Und dann passierte etwas, womit wir nicht gerechnet haben und was uns die nächsten Tage immer wieder erhalten bleibt – es regnet!!! Gut, wir sind es ja gewöhnt, aber irgendwie haben wir uns das nicht so vorgestellt. Nur gut, dass der karibische Regen so wunderbar warm ist und so auf natürliche Art gegen Sonnenbrand schützt.

Währenddessen erledigen die Skipper die Übernahme der Schiffe und die Zollformalitäten, auch etwas was uns den ganzen Törn über begleitet, da Martinique ein französisches Überseedepartment ist und es sich bei St. Lucia und St. Vincent um unabhängige Staaten handelt. Um 13 Uhr ist es dann soweit, wir lösen die Festmacherleinen und segeln unserem karibischern Abenteuer entgegen. Die Sonne hat sich schon längst wieder den Himmel zurückerobert und glitzert strahlend über das Wasser.

Einen Tag bleiben wir noch auf Martinique bevor wir dann mit 3-4 Windstärken Kurs auf die Vulkaninsel St. Lucia mit ihren Regelwäldern und Bananenplantagen nehmen. Die Wellen werden bis zu 2 Meter hoch und ein Schwarm Delphine begleitet uns eine Weile. Die wenigen Siedlungen befinden sich in Küstennähe und eine davon ist unser Ziel – Marigot Bay: eine der schönsten Ankerbuchten der Karibik mit türkisblauen Wasser und Kokospalmen bis zum Strand. Als wir ankommen ist der Himmel wolkenverhangen und grau. Keine Spur vom türkisblauen Wasser, dafür „überfällt“ uns schon Santa Claus auf einem Surfbrett, um einige Bananen an den Mann zubringen, noch ehe wir überhaupt die Chance haben, unseren Anker fallen zu lassen. Dröhnende Discomusik dringt von fern durch die Bucht und lässt nur schwer das Gefühl, in einer idyllischen Piratenbucht geankert zu haben, aufkommen. Nach gebackenen Bananen und Rumpunsch sieht das Ganze schon etwas freundlicher aus. Auch Besuche von Glen Miller und Alfred Nobel, die uns weitere Bananen und Flechtkörbe anpreisen, nehmen wir nur noch schulterzuckend zur Kenntnis, da diese längst nicht so aufdringlich sind wie Santa Claus. Am nächsten Morgen darf Santa Claus allerdings lernen, dass es auch bei uns Seglern gewisse Grenzen gibt, denn kaum stecken wir unsere Köpfe aus der Koje, liegt er schon wieder mit seinem Surfbrett längsseits am Schiff - diesmal um uns für 14 Brötchen 15 US-$ abknöpfen zu wollen. Aber auch mit einer Dreingabe von 2 Bananen kann er uns nicht überzeugen und zieht missmutig wieder von dannen. Und auch wir lassen die Bucht hinter uns und laufen bei schwachen Winden und Regenschauern weiter gen Süden. Nach ca. ¾ der Strecke werden wir von „Francis“ vom SSMA, ein Mitarbeiter des dortigen Naturschutzverbandes auf offener See abgefangen, der uns eine traumhafte Bucht zum Schnorcheln und Tauchen zeigt. Wir sind erst skeptisch und trauen ihm nicht recht, machen jedoch trotzdem an einer Muring fest und werden nicht enttäuscht: Das Wasser ist kristallklar, warm und bietet eine wunderbare, vielfältige und farbenreiche Unterwasserwelt. Wir können uns gar nicht satt sehen und bleiben stundenlang unter Wasser. Bei der Weiterfahrt begegnen uns noch eine Meeresschildkröte und ein Schwarm fliegender Fische. Abends dümpeln wir nichts ahnend in der View Fort Bay, als ein kanadischer Taucher feststellt, dass sich der Anker der „Effia“ in einem nichtgekennzeichnetem Wrack verfangen hat. Harry und Rolf fahren mit dem Beiboot in den Ort und organisieren einen Flaschen-Taucher namens „Titti-Ball“, der uns am nächsten Morgen helfen will. Unter dem Motto „Selbst ist die Crew“ versuchen wir, den Anker durch rhythmische Sportgymnastik und genaues Taxieren selbst zu bergen. Jubel- schalle nach fast 1-stündiger Arbeit durch die Bucht – doch der kommt zu früh: Was wir in erster Euphorie nicht merken – der Ankerpflug fehlt, so dass es nach dem nächsten Ankermanöver fast zu einer Kollision mit einer Luxusyacht kommt. Die „Effia“ legt sich dann längsseits an die „Laurentia“, durch die Fallböen ein nicht ganz einfaches Unterfangen, und die Skipper der beiden Schiffe machen sich daran den Ersatzanker, anzubringen. Währenddessen prüfen die Crews die Rumvorräte des jeweils anderen Schiffes. Kurz vor Mitternacht löst die „Effia“ wieder die Leinen und setzt zum erneuten Ankermanöver an. Alles geht gut und wir in die Koje. Der nächste Schreck kommt in der frühen Morgenstunde, noch ist alles dunkel, als wir feststellen, dass der Anker durch die starken Böen slipt und uns fast auf die „Veronika“ drückt. Das nächste Ankermanöver, frühstücken und weg! Mit gerefftem Segeln, achterlichen Wind bei Windstärken bis 6 und 2 Meter hoher Welle geht es für die nächsten 8 Stunden bei Geschwindigkeiten von 7 bis 9 Knoten auf der Atlantikseite an St. Vincent vorbei nach Bequia in die Admirality Bay (Port Elisabeth). Die Bucht ist umgeben von hohen Bergen, auf denen eng aneinander gedrückt die Wohnhäuser, Restaurants, Bars und einzelne Geschäfte stehen. Das schönste ist hier der weiße Sandstrand mit seinem klaren Wasser. Auch hier werden wir wieder von Einheimischen mit PS-starken Motorbooten empfangen, diesmal um uns Bojen zu vermieten, was wir aufgrund des Ankerdesasters gerne annehmen. Zum Abendessen lassen wir uns per Wassertaxi und Bus in „Tantie Pearl`s Restaurant“ bringen und genießen herrliches „local food“ und die passenden Drinks. Das Lokal ist oben in den Bergen gelegen und bietet einen fantastischen Ausblick über die gesamte Bucht.

Der nächste Tag wird erst mal zum Erholen benutzt: einkaufen, neuen Anker besorgen und einfach nur die Stimmung im Ort genießen. Da gerade die bekannte Oster-Regatta stattfindet, liegen viele Schiffe aus verschiedenen Ländern in der Bucht, und überall an Land finden Partys statt. Abends haben wir uns dann ein Lobster-Essen am Strand organisiert. Von oben scheint der Vollmond und die Sterne funkeln. Der Wind ist lau, die Stimmung ausgelassen und alle sind rundum zufrieden.

Am nächsten Vormittag setzen wir unsere Reise bei immer noch starken Winden fort. Nach einem Tag Regenpause erwischen uns heute erneut tropische Regenschauer und verschlechtern so die Sicht auf die Inseln rundherum. Am frühen Nachmittag kommen wir auf Mustique an, der Insel der Reichen und Schönen. Hier stehen sie, die Villen von Mick Jagger, Prinzessin Margret, David Bowie und wie sie alle heißen – und wir waren jetzt auch da. Wir testen erst mal das Wasser (fühlt sich genauso an wie überall!!!) und entdecken dabei die ersten Riesenmuscheln. Auch eine Meeresschildkröte bekommen wir zusehen. Abends zeiht es uns natürlich zu Basils Bar, der Bar der Karibik schlechthin!?! Nun gut, während einige begeistert das Essen und die Getränke loben, ist der andere Teil der Truppe von den verwässerten, sündhaft teuren Drinks und dem unfreundlichem Personal (Want you drink, go to the bar – want you trouble, go to Bagdad!) nicht gerade begeistert. Zumindest mitreden können wir jetzt.

An Karfreitag erreichen wir dann das Paradies: 12 Grad 38`N und 61 Grad 21`W - die Tobago Cays! Wir kämpfen uns erst mal durch 2-3 Meter hohe Atlantikwellen, verlieren kurzfristig das Beiboot der „Effia“ (wird aber durch ein sofort eingeleitetes, mutiges Mann-über-Bord-Manöver wieder eingefangen) und sehen es dann vor uns: dieses türkisfarbene Wasser, dessen Intensivität sich kaum mit Worten beschreiben lässt. Die Einfahrt in das Riff ist etwas schwierig, da sie sehr schmal ist und genau getroffen werden muss. Also achten wir alle auf die Wasserfärbungen, die eventuelle Gefahrenstellen anzeigen. Wir ankern vor Petit Rameau im Horseshoe-Riff und genießen erst mal den Blick: Keine Häuser, Straßen und Menschenansammlungen – nur das Wasser, kleine Erhebungen im Wasser und palmenbewachsene Sandstrände und natürlich Segelschiffe. Vom Himmel strahlender Sonnenschein. Jetzt heißt es natürlich schnorcheln, schwimmen und die Sandstrände erkunden, auf die wir solange gewartet haben. Die Strömung ist jedoch sehr stark, sodass der Versuch, die kleinen Inseln per Beiboot zu umrunden scheitert, und wir uns wieder von den PS-starken Einheimischen abschleppen lassen müssen, da unser Motor plötzlich streikt. Abends wird uns frischer Lobster an Bord geliefert und wir feiern anschließend Bergfest, wobei Helmut mit seiner Mundharmonika für ausgelassene Stimmung in den Tobago Cays sorgt. Und weil die „Effia“ schon soviel Übung mit den Ankermänövern hat, dürfen wir kurz vorm Schlafen mal wieder ran.

Am nächsten Tag trennen sich die Schiffe. Während die „Veronika“ und die „Effia“ wieder direkt nach Bequia zurück segeln, segelt die „Laurentia“ weiter runter nach Union Island in die Clifton Bay, um Lebensmittel zu bunkern. Kurz vor Ostern pulsiert hier das pure Leben. Auf den Straßen und verschiedenen Plätzen werden noch die letzten Vorbereitungen für das jährliche Musikfestival getroffen. Die Musik tönt laut, aber nicht aufdringlich und erfüllt die gesamte Umgebung. Sie versetzt uns in karibische Stimmung, und wir sind versucht, den Abend hier zu verbringen. Aber erst müssen wir einkaufen. Mucke, Antje und Martin sind in ihrem Element – sie handeln und feilschen, dass es eine Freude ist, und kommen mit leckeren Sachen zurück. Trotzdem entschließt sich auch die „Laurentia“ zurück nach Bequia zu segeln. Es wird eine Nachtfahrt und äußerst spannend. Über uns der dicke Mond und unzählige Sterne. In weiter Ferne sehen wir einzelne Lichter ansonsten, ist es rabenschwarz um uns herum. Da es den ganzen Tag über herrlichen Sonnenschein und reichlich Wind gab, fehlt uns zu unserem Glück noch der abendliche Regenschauer und der kommt prompt. Durchnässt bis auf die Haut erreichen wir die sichere Bucht. Sämtliche Versuche der „Effia“, per Lichtsignale eine Boje direkt neben ihnen zu zeigen, scheitern, da die Bucht immer noch sehr voll ist und die „Laurentia“ alle Hände voll zu tun hat, um eine Boje im Dunkeln zu sichten.

Ostern beginnen wir ganz gemütlich, um in Ruhe einen einheimischen Gottesdienst zu besuchen. Die Kirche ist gut gefüllt, allerdings sitzen hauptsächlich Frauen und Kinder in ihrer besten Kleidung in den Bänken und nehmen aktiv am Geschehen teil. Die Freude an Ostern ist bei den Einheimischen riesig und macht auch vor uns nicht halt, da wir einfach mitreingezogen werden, als wenn wir ganz selbstverständlich dazugehören. Anschließend treffen wir uns in der Whale-Boon-Bar, wo auch ein Teil unserer Männer den Gottesdienst verbrachte, zum kleinen Frühschoppen (empfehlenswert: www.angie.com) , denn wir wollen ja noch weiter nach St. Vincent. Während die „Veronika“ schon längst am Horizont verschwunden ist, löst die „Effia“ ihre Leinen und sucht sich ihren Weg durch das Gewühl. Plötzlich kommt ein Einheimischer mit lautem Gebrüll hinter uns her. Wir versuchen ihn abzuwimmeln, aber er bleibt hartnäckig und wir hören etwas genauer hin: Die „Laurentia“ braucht dringend unsere Hilfe. Wir also zurück und mal wieder längsseits bei der „Laurentia“: Die Starterbatterie gibt keinen Laut mehr von sich. Was tun? – Der Motorfachmann sitzt auf der „Veronika“! Also bauen wir die Starterbatterie aus der „Effia“ aus und bei der „Laurentia“ ein – funktioniert und erst mal laufen lassen. Anschließend das Ganze zurück. Glück gehabt – funktioniert immer noch. Also heißt es heute erst mal etwas motoren, damit sich die Batterien wieder aufladen. Nachmittags erreichen wir die Blue Lagoon, die schönste und zugleich sicherste Bucht von St. Vincent, umgeben von Korallenriffen und einem traumhaften Palmenstrand. Vor dem Genießen ist noch mal genaues Manövrieren gefragt, da die Fahrtrinne sehr schmal und flach ist.

Der Ostermontag dient wieder als „Ruhetag“ und wir unternehmen eine Landpartie rund um Kingstown, der Hauptstadt von St. Vincent und den Grenadienes. Wir fahren mit Großraumtaxies vom Hafen entlang der Süd- und Ostküste, anschließend im Innenland durch das Mesopotamien-Tal, dem schönsten und fruchtbarstem Tal der gesamten Karibik mit Besuch einer Bananenplantage. In Kingstown checken wir erst mal wieder aus, bevor es dann zum Botanischen Garten, der 1763 zur Erforschung und Zucht tropischer Pflanzen gegründet wurde und zum ältesten Park seiner Art in der gesamten westlichen Hemisphäre zählt, geht. Hier erklärt uns Sinclair, der „Doctor of the garden“ die verschiedenen Gehölze, Pflanzen, Gräser und Vögel seiner Heimat auf kurzweilige und amüsante Weise. Zurück im Hafen starten wir den Abend mit der „Happy Hour“ im Restaurant und lassen uns wieder mit „local food“ verwöhnen.

Wir verlassen am nächsten Morgen die Blue Lagoon auf St. Vincent um nach Soufriere auf St. Lucia zu segeln. Auf dem Weg dorthin sehen wir in der Wallilabu Bay vier Piratenschiffe vor Anker liegen. Natürlich werden wir neugierig und wollen eines entern. Todesmutig kreuzen wir in die Bucht, das Entermesser zwischen den Zähnen, den Blick auf die Schiffe gerichtet, fangen vor Aufregung an zu schwitzen, vermeiden jedes laute Wort und erwarten jeden Moment heftige Gegenwehr....Aber nichts geschieht!...Nur ein paar Statisten recken ihre Köpfe über die Bordwand der „Unicorn“ und rufen: „Keep out!“ Da haben wir das Malheur: Es sind keine echten Piraten, sondern hier wird der zweite Teil des Hollywoodfilms „Fluch der Karibik“ gedreht. Die weiblichen Crewmitglieder halten sehnsüchtig nach Johnny Depp Ausschau. Vergeblich! Jedenfalls können wir behaupten: „Wir haben es versucht, live dabei zu sein.“ Danach drehen wir ab und setzen unsere Fahrt fort. Im Norden der Insel erwischen uns Fallböen mit 40 Knoten aus den Bergen und zwingen uns unsere Segel zu reffen. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir Soufriere und ankern unterhalb der beiden Pitons, dem Wahrzeichen von St. Lucia. An Land zum Einkaufen nehmen wir die Wassertaxis, die Wege zwischen unseren Yachten legen wir lieber schwimmend zurück und genießen auch hier das glasklare Wasser. Im Ort ist die Armut der Menschen überdeutlich, an jeder Straßenecke wird gebettelt. Am Strand stehen Wellblechhütten, die Hühner und Schweine laufen frei am Strand und suchen Futter. Auch der Schwefelgeruch vom Vulkan weht zu uns herüber, sodass es immer wieder nach faulen Eier stinkt. Laut Hafenhandbuch wurde das Diebstahlrisiko in der Bucht in den vergangenen Jahren erheblich reduziert, aber wenn eine bestimmte Person mal zufällig nicht im Gefängnis einsitzt, besteht erhöhte Diebstahlgefahr. Park Rangers würden hierzu Auskunft geben. Nun kam am Nachmittag tatsächlich einer vorbei und riet uns, unser Boot gut zu verschließen, sollten wir es verlassen. Natürlich hatten die Skipper abends nichts Besseres zu tun, als die Geschichte so richtig aufzubauschen. Also wurde der Außenborder angeschlossen, das Beiboot festgekettet, die Badeleiter hochgeklappt und die Heckreling verschlossen. Da Gerda und Meike immer oben an Deck schliefen, mussten ja Vorkehrungen getroffen werden. Es kam auch noch der Müllsack mit den leeren Bierdosen zwischen die Steuerräder und Meike schlief mit der Hand an der Winschkurbel. Sicher ist sicher. Als Gerda dann noch ihr Taschenmesser gezückt bei sich hatte und auch Harry regelmäßig nach seinen Mädels schaute, schlief Meike zumindest so glücklich und tief ein, dass jeder sie hätte sogar von Bord tragen können – Schlechte Wache! Am nächsten Morgen sahen wir auch einen Einheimischen hinterm Busch sitzen, der uns beobachtete, aber ich denke er wird sich eher über uns amüsiert haben.

Am nächsten Morgen trennen wir uns für den Rest der Reise. Die Crew der „Effia“ entscheidet sich gegen einen weiteren Landgang und segelt bereits den anderen voraus. Die Crews der „Veronika“ und der „Laurentia“ brechen zu einem Landgang inklusive Taxifahrt zu den Diamant Falls und dem einzigen begehbaren Vulkankrater mit Schwefelbad sowie einem warmen Wasserfall auf. Mit Augenzwinkern und sympathischem Lächeln erzählen die Einheimischen folgende Geschichte dazu: Wenn man als 80-jähriger dreimal hier badet, wird man wieder zum Baby! Natürlich haben wir alle sofort ausgiebig gebadet und fühlten uns um Jahre jünger; nur Hannes war skeptisch und hat es nicht ausprobiert. Wir werden jetzt jede weitere Veränderung an allen Mitseglern genau beobachten.

Nach einer weiteren Nacht in Soufriere geht es nun weiter nach Norden. Noch einmal Schnorcheln und Baden in unserer Lieblingsbucht am Grande Caillepoint und auf nach Castries. Unterwegs begegnet uns ein 5-Master, die „Royal-Clipper“, bekannt aus der Fernsehserie „Unter weißen Segeln“. In Castries unternehmen wir eine Hafenrundfahrt und bestaunen zwei große Kreuzfahrtschiffe, u.a. die in der Meyer-Werft Papenburg gebaute „Serenade of the Seas“. Für uns Segler sind diese Schiffe aber viel zu groß und komfortabel. Mit soviel Luxus können wir nichts anfangen. Also wieder die Segel gesetzt und weiter nach Rodney Bay auf St. Lucia. Kurz vor der Einfahrt dann helle Aufregung – 3 Wale voraus in Sicht. Sofort ist unser Jagdfieber erwacht und Beobachtungsposten werden eingenommen. Alles starrt gebannt aufs Wasser – wo werden sie erneut auftauchen. Nachdem wir sie eine Weile umkreist haben, verschwinden sie wieder ins freie Wasser und wir laufen in den Hafen ein. Die Marina mit ihren 300 Yachtplätzen liegt geschützt in der Lagune und ist seit Jahren der Zielhafen der „Atlantic Rally for Cruisers“, die alljährlich zu Beginn der Wintersaison Hunderte von Yachten in die Karibik führt. Jetzt ist erst mal shoppen angesagt, denn die letzten Caribbean Dollar müssen unters Volk gebracht werden.

Am Freitag dem 1. April starten wir unseren letzten Tag auf dem Wasser – leider kein Aprilscherz!!! Wir segeln von St. Lucia zurück nach Martinique in unseren Starthafen. Da die Crew der „Effia“ bereits frühzeitig im Hafen eingelaufen ist, gönnen wir uns noch einen faulen Nachmittag am Strand „Plage de Salines“. So hatten wir uns eigentlich die karibischen Strände vorgestellt: kilometerlang und breit mit Palmen bewachsen, pulverig weiß und weich mit einer herrlichen Brandung vom Meer. Abends treffen wir uns alle zum gemeinsamen Abschiedsessen in der Bar und wandern hinterher auf die „Effia“ zum Reste vertilgen mit Livemusik von Helmut, dem Jungen mit der Mundharmonika. Unser Abenteuer „Segeln in der Karibik“ ist zuende.


Zu den Bildern Karibiktörn 2005